Verschwundene Kirchen im Emschertal
Publiziert am: 03.07.2012
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Archytek
Gesamtansicht (November 2010)
Ansicht gegen die Empore.
Nebenraum mit Tabernakel(?), die kleinen quadratischen Buntglasfenster fehlen bereits.
Großes Buntglasfenster auf der Empore
Betonglas in einem Nebenraum
Gartenhof (November 2010)
Gartenhof (November 2010)
Schrumpfende Religion in einer schrumpfenden Region: im Emschertal wird eben die dritte Kirche in 2 Jahren im Umkreis von 2km abgerissen.
Eigentlich ist es immer schade, wenn öffentliche Gebäude –seien es Bahnhöfe, Postfilialen oder hier Kirchen– kurzsichtigen Erwägungen des Kommerz geopfert werden. Diese Gebäude geben Orten eine Struktur, Ankerpunkte, die besonders in dem ohnehin amorphen Siedlungsgebilde des nördlichen Ruhrgebiets bitter nötig sind.
- Zuerst wurde 2010 die ev. Paul-Gerhardt-Kirche in Pantringshof (1957) durch einen Lidl-Supermarkt ersetzt. Es handelte es sich um einen Schlichtbau der Nachkriegsboomzeit, gelegen unmittelbar am Fluß, auf der sog. Emscherinsel, die nach Auffassung einiger Stadtplaner renaturiert werden sollte; mittelfristig ist das Wohngebiet Eichenforst ein klarer Rückbaukandidat. Immerhin wurden zwei Glocken als Remineszenz in der Nähe läutbar aufgestellt.
- 2011 wurde unter Protest der Anwohnerschaft die kath. Kirche St. Barbara in Suderwich (1954) profaniert und abgerissen; hierzu gibt es ein sehr gutes Video. Die dokumentierten Bleiglasfenster wurden zerstört.
Diese Kirche mit erhalten gebliebenem, offenbar privatisiertem Pfarrhaus bildete ein, wenngleich nicht architektonisch herausragendes, so doch qualitätvolles Ensemble in traditionell westfälischer Ausführung, nämlich in Backstein mit Fenstergewänden aus Sandstein.
Das Gelände wird jetzt für Einfamilienreihenhäuser billigster Kategorie vermarktet, die den Investoren aus den erwähnten demographischen Gründen auf die Füsse fallen werden.
- Schließlich zeichnet sich, nachdem 2010 die schon vor längerer Zeit angekündigte Profanierung stattfand, das endgültige Ende der Kath. Kirche Heilig Kreuz (1963) in Recklinghausen-Süd ab.
Das erstaunlich große, mit hohem architektonischen Anspruch in organischen Grundformen erstellte Bauwerk liegt in einen Komplex von Flachbauten und Gartenhöfen eingebettet; dabei werden zeittypisch Waschbetonplatten und Betonfertigteilmauern verwendet. Die abstrakten Betonglasfenster von Jupp Gesing sollen nach Auskunft der Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. archiviert werden. Einige letzte Aufnahmen entstanden Ende Juni.
- Wenig weiter in der Salentinstraße in Hochlarmark gibt es noch eine nachgerade schäbige Kirche, die Ev. Stephanuskirche (1957-2009), die ebenfalls ausser Dienst gestellt, aber bis jetzt noch nicht abgerissen wurde. Evtl hat sie auch einen neuen Nutzer gefunden. Eine Sanierung erscheint unwahrscheinlich…
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